Samstag, 25. Mai 2013

Tallinn - Helsinki

Der Schlund der Silja Europa
Die heutige Fahrt über den Finnischen Meerbusen nach Helsinki verlief zwar absolut unerotisch, regte jedoch zumindest meine männliche Phantasie insofern an, dass die Landschaftsbezeichnung eine Assoziation zu primären weiblichen Geschlechtsorganen verursachte. Jetzt rein optisch und vom Feeling her (Farbe, Beschaffenheit, Form, Temperatur…) konnte ich keinen Zusammenhang zu irgendwelchen weiblichen Reizen feststellen. Meine wort-etymologischen Recherchen haben nun ergeben, dass das Wort Meerbusen einerseits vom italienischen „golfo“ (Meerestiefe) und vom  altgriechischen „kolpos“ (Wölbung, Vertiefung) abstammt. Wenn ich die geographischen Gegebenheiten nun der weiblichen Anatomie gegenüberstelle, so  würde das bedeuten, dass Estland und Finnland sozusagen die Brüste wären. Aufgrund des für Radfahrer angenehmen Höhenprofils kann es sich dann aber lediglich um Körbchengröße A (geringe Höhendifferenz) handeln.
Mit der Fahrt über den „Meeresbusen“ lasse ich Polen, Russland und das Baltikum hinter mir, vielleicht ist das die Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Beinahe 1900 Kilometer habe ich in den Beinen, somit deutlich mehr als die Hälfte bis zum Nordkap.  Der Tageskilometerschnitt dürfte eher etwas höher liegen als bei meiner Istanbulreise. Vom Radfahren her lief alles glatt, wenn auch die Straßen nicht immer mit dieser Eigenschaft aufwarten konnten.

Polen war landschaftlich zwar unglaublich schön, auf der anderen Seite aber, aufgrund der eher dörflichen Struktur und des phasenweise sehr geringen Angebots an Sehenswertem und insgesamt wegen der schlechten Infrastruktur auch ein bisschen langweilig. Mit Ausnahme von Marienburg und Frauenburg natürlich. Kaliningrad war schon rein vom Feeling her ein totales Abenteuer. Man kommt ja nicht alle Tage mit dem Fahrrad nach Russland. Zwar war die Beschaffung des Visums recht kostenintensiv (160 €) die Ein- und Ausreise mit dem Fahrrad, in Internetforen war da ja allerhand zu lesen, dann absolut unkompliziert. Die Kurische Nehrung war bisher das absolute Highlight. Auch das Baltikum war für mich absolutes Neuland und rein von der Neugierde her sehr interessant zu bereisen. Die drei Länder haben ja speziell in den vergangenen 100 Jahren eine unglaublich schwierige Geschichte hinter sich. (Teil des russischen Reiches, Unabhängigkeit in der Oktoberrevolution, Genozidpolitik im Nationalsozialismus, Einmarsch der Roten Armee, Zeit als Sowjetrepublik) Mit der Unabhängigkeit ist auf jeden Fall ein neues nationales Selbstbewusstsein entstanden. Der Umgang mit der (verhassten) russischen Minderheit birgt jedoch jede Menge Konfliktpotential.
Wer so wie ich im “Ballungszentrum Rheintal“ wohnt, einer Region, in der alles „erschlossen“ ist, staunt über die Weitläufigkeit dieser Gegend. Die Bevölkerungsdichte ist in allen drei baltischen Ländern sehr gering. (Litauen, Lettland und Estland zusammen haben weniger Einwohner als Österreich) Man wird fast neidisch, über welche landschaftlichen Ressourcen, und unberührte Natur diese Länder verfügen.
Auch wirtschaftlich tut sich einiges, wobei ein leichtes Nord-Süd Gefälle zu beobachten ist. Was das Wirtschaftswachstum und die Pro-Kopf-Verschuldung angeht, würden Österreich und andere europäische Länder gerne mit den Baltischen Staaten tauschen.
Das Wetter, beim Radfahren ja kein unbedeutender Faktor, hat bisher sehr gut mitgespielt. Eine kurze Regenfahrt ansonsten immer trockenes , meist sogar sommerlich warmes Wetter. Das Fahrrad läuft gewohnt souverän und auch der Rest meines Equipments tut seinen Dienst recht gut. (Auch die Lüftung meines Netbooks rennt wieder)
Mit der Kommunikation hat es lediglich in Polen und Russland gelegentlich Probleme gegeben. Im nach Europa orientierten Baltikum hingegen spricht praktisch jeder Englisch.
Von den besuchten Städten war Berlin speziell, Kaliningrad etwas anders, Riga schön und Tallinn unbedingt empfehlenswert.
Und jetzt freue ich mich auf Skandinavien!
Fotos



3 Kommentare:

  1. Hallo Heinz,

    beeindruckende Leistung (auch wenn es nicht darum geht) ... interessant auch deine detaillierten Recherchen zum Meerbusen ... und die humoristischen Erklärungen ... ;-)

    Freue mich mit dir auf Skandinavien ... vor allem auf die Landschaftsfotos ... hoffe, ich schaffe es auch mal daa rauf ...

    Weiterhin viel Glück auf deinen nächsten Abschnitten ... gutes Wetter und nette Leute.

    RIDE ON !!!
    LG,
    Manuel

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  2. Leider zu spät für die Eishockey Wm.
    Trotzdem noch viel Spaß bei der Fahrt
    Lg Fabian und Simon

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