Freitag, 19. Juli 2013

Sigmaringen – Friedrichshafen

Schwäbisches Meer, das letzte Meer meiner Reise

Nun bin ich endgültig in die Zielgerade eingebogen. Der Bodensee vermittelt schon so etwas wie Heimatgefühl und mit ein wenig Phantasie kann ich schon, am in einer Dunstglocke verhüllten Horizont, die Firstkette und die Staufenspitze erahnen.
Meine Freude, nach einer langen Zeit des Reisenomadentums wieder bei meiner Familie zu sein, ist riesengroß.
Eigentlich wahnsinnig und beinahe unvorstellbar, was ich in den letzten drei Monaten gemacht habe. Auf jeden Fall bin ich nach über 6000 km auf dem Fahrrad an Eindrücken übervoll und werde wohl einiges an Zeit benötigen, das alles zu verarbeiten und zu verdauen.
Mein Fahrrad, war auch auf der zweiten größeren Fahrt ein treuer, unverwüstlicher, verlässlicher und so gut wie wartungsfreier Begleiter. Über 40-mal habe ich mein Zelt aufgestellt und in dieser Tätigkeit eine ziemliche Professionalität erlangt. Meine Sprachkenntnisse konnte ich während meiner Reise, nach längerer Zeit des Brachliegens, auffrischen und zu neuer Blüte treiben.
Ob etwas als „Schön“ empfunden wird, hängt vielfach von der eigenen Verfassung ab, und nicht zuletzt auch von äußeren Rahmenbedingungen. Gesundheitlich hatte ich bis auf eine kurze Magenverstimmung keine Probleme. Im Gegenteil, ich fühlte mich eigentlich über weite Strecken körperlich und auch psychisch bärenstärk, was sich natürlich sehr positiv auf die Motivation beim Reisen ausgewirkt hat. Lediglich kurz nach dem Erreichen des Nordkaps hatte ich, als zielorientierter Mensch, eine kurze Sinnkrise, welche sich jedoch sehr schnell in ein unglaublich losgelöstes befreites Reisen verwandelte.
Die äußeren Rahmenbedingungen, sprich Wetter, waren unglaublich. Lassen wir einmal die erste Fahrt bei strömendem Regen von Dornbirn zum Lindauer Bahnhof weg, dann hatte ich lediglich drei Fahrten im Regen. Und nicht nur das. Die meiste Zeit erhellte die Sonne nicht nur die Landschaft, sondern auch mein Gemüt. Und es ist halt einmal so, dass ein tiefblauer Himmel nicht nur auf dem Foto besser wirkt, als ein tristes, diffuses Grau, sondern sich auch auf die Psyche und das Empfinden beim Reisen positiv auswirkt. Trockenes Wetter erleichtert außerdem den Reisealltag des Radreisenden.
Eine Zeit lang nur für sich selber verantwortlich zu sein, im eigenen Rhythmus sich im Raum-Zeit-Kontinuum fortzubewegen, sozusagen den eigenen Tritt finden, ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Und schließlich gibt es noch die Erkenntnis (habe ich dazu wirklich so weit fahren müssen?), dass es klimatisch und von der Vegetation her hier am Bodensee deutlich milder ist, als in Nordskandinavien. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Fotos

1 Kommentar:

  1. Lieber Heinz, auch deine Familie freut sich riesig, dich bald wieder in ihrer Mitte zu haben. Wir sind in großer Vorfreude auf dein morgiges Eintreffen. Ein letztes mal auf dieser Reise schicken wir dir gutes Vorankommen und gesundes Heimkommen. Liebster Gruß aus der Eisengasse.

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